Vorlesung 9

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@ -1741,3 +1741,222 @@ zulässig, d.h. in $\varphi$ wird über keine Variable aus $s$ oder $t$ quantifi
- $\Rightarrow A\Vdash_{p[x\rightarrow ρ(t)]}\varphi$
- $\Rightarrow A\Vdash_p \varphi[x:=t]$
- Da $A$ und $ρ$ beliebig waren mit $A\Vdash_p\gamma$ für alle $\gamma\in\Gamma$ haben wir $\Gamma\Vdash\varphi[x:=t]$ gezeigt.
### $\forall$ in math. Beweisen
Ein mathematischer Beweis einer Aussage „für alle $x$ gilt $\varphi$“ sieht üblicherweise so aus:
"Sei $x$ beliebig, aber fest. Jetzt zeige ich $\varphi$ (hier steckt die eigentliche Arbeit). Da $x$ beliebig war, haben wird „für alle $x$ gilt $\varphi$“ gezeigt. qed“
> $\forall$ -Einführung
>
> Sei $D$ eine Deduktion mit Hypothesen in $\Gamma$ und Konklusion $\varphi$ und sei $x$ eine Variable, die in keiner Formel aus $\Gamma$ frei vorkommt. Dann ist das folgende eine Deduktion
mit Hypothesen in $\Gamma$ und Konklusion $\forall x\varphi: \frac{\phi}{\forall x\varphi}$
>
> Bedingung: $x$ kommt in keiner Hypothese frei vor
> Lemma V2
>
> Sei $\sum$ eine Signatur, $\Gamma$ eine Menge von $\sum$-Formeln und $\varphi$ eine $\sum$-Formel.
> Sei weiter $D$ eine Deduktion mit Hypothesen in $\Gamma$ und Konklusion $\varphi$, die die Regeln des natürlichen Schließens der Aussagenlogik, (R), (GfG) und ($\forall$ -I) verwendet. Dann gilt $\Gamma\Vdash\varphi$.
Beweis: Betrachte die folgende Deduktion $D$
- Insbesondere ist $x$ keine freie Variable einer Formel aus $\Gamma$ und es gilt nach IV $\Gamma\Vdash\varphi$
- Sei nun $A$ $\sum$-Struktur und $ρ$ Variableninterpretation mit $A\Vdash_p y$ für alle $y\in\Gamma$.
- Zu zeigen ist $A\Vdash_p \forall x\varphi$:
- Sei also $a\in U_A$ beliebig.
- $\Rightarrow$ für alle $y\in\Gamma$ gilt $A\Vdash_{p[x\rightarrow a]} y$ da $x\not\in FV(y)$ und $A\Vdash_p y$
- $\Rightarrow A\Vdash_{ρ[x\rightarrow a]}\varphi$
- Da $a\in U_A$ beliebig war, haben wir $A\Vdash_ρ\forall x\varphi$ gezeigt
- Da $A$ und $ρ$ beliebig waren mit $A\Vdash_ρ $\Gamma$ $ für alle $$\Gamma$ \in\Gamma$ haben wir also $\Gamma\Vdash\forall x\varphi$ gezeigt.
### $\forall$ -Elimination in math. Beweisen
Ein mathematischer Beweis einer Aussage „t erfüllt $\varphi$“ kann so aussehen:
„Zunächst zeige ich $\forall x\varphi$ (hier steckt die eigentliche Arbeit). Damit erfüllt insbesondere $t$ die Aussage$\varphi$ , d.h., wir haben „$t$ erfüllt $\varphi$“ gezeigt. qed“
> $\forall$ -Elimination
>
> Sei $D$ eine Deduktion mit Hypothesen in $\Gamma$ und Konklusion $\forall x\varphi$ und seit Term, so dass Substitution [x:=t] für $\varphi$ zulässig ist.
> Dann ist das folgende eine Deduktion mit Hypothesen in $\Gamma$ und Konklusion $\varphi[x:=t]:\frac{\forall x\varphi}{\varphi[x:=t]}$
>
> Bedingung: über keine Variable aus $t$ wird in $\varphi$ quantifiziert
> Lemma V3
>
> Sei $\sum$ eine Signatur, $\Gamma$ eine Menge von $\sum$-Formeln und $\varphi$ eine $\sum$-Formel.
> Sei weiter $D$ eine Deduktion mit Hypothesen in $\Gamma$ und Konklusion $\varphi$, die die Regeln des natürlichen Schließens der Aussagenlogik, (R), (GfG), ($\forall$-I) und ($\forall$-E) verwendet. > Dann gilt $\Gamma\Vdash\varphi$.
Beweis: Analog zum Beweis von Lemma V2.
### $\exists$ in math. Beweisen
Ein Beweis von „$\sigma$ gilt“ kann so aussehen:
„Zunächst zeige ich $\exists x\varphi$ (hier steckt Arbeit). Jetzt zeige ich, dass $\sigma$ immer gilt, wenn$\varphi$ gilt (mehr Arbeit). Damit gilt $\sigma$. qed“
> $\exists$ -Elimination
>
> Sei $\Gamma$ eine Menge von Formeln, die die Variable $x$ nicht frei enthalten und enthalte die Formel $\sigma$ die Variabel $x$ nicht frei. Wenn $D$ eine Deduktion mit Hypothesen in $\Gamma$ und Konklusion $\exists x\varphi$ und $E$ eine Deduktion mit Hypothesen in $\Gamma \{\varphi\}$ und Konklusion $\sigma$ ist, dann ist das folgende eine Deduktion mit Hypothesen in $\Gamma$ und Konklusion $\sigma:\frac{\exists x\varphi \quad\quad \sigma}{\sigma}$
>
> Bedingung: $x$ kommt in den Hypothesen und in $\sigma$ nicht frei vor
> Lemma V4
> Sei $\sigma$ eine Signatur, $\Gamma$ eine Menge von $\sum$-Formeln und $\varphi$ eine $\sigma$ -Formel.
> Sei weiter $D$ eine Deduktion mit Hypothesen in $\Gamma$ und Konklusion $\varphi$, die die Regeln des natürlichen Schließens der Aussagenlogik, (R), (GfG), ($\forall$-I), ($\forall$-E) und ($\exists$-E) verwendet. Dann gilt $\Gamma\Vdash\varphi$.
Beweis: Sei $D$ die folgende Deduktion
- Insbesondere kommt $x$ in den Formeln aus $\Gamma\cup\{\sigma\}$ nicht frei vor. Außerdem gelten nach IV $\Gamma\Vdash\exists x\varphi$ und $\Gamma\cup\{\varphi\}\Vdash\sigma$.
- Sei nun $A$ $\sigma$-Struktur und $ρ$ Variableninterpretation mit $A\Vdash_ρ\Gamma$ für alle $\gamma\in\Gamma$.
- Zu zeigen ist $A\Vdash_ρ\sigma$:
- Wegen $A\Vdash_ρ\exists x\varphi$ existiert $a\in U_A$ mit $A\Vdash_{ρ[x\rightarrow a]}\varphi$.
- $x$ kommt in Formeln aus $\Gamma$ nicht frei vor $\Rightarrow A\Vdash_{ρ[x\rightarrow a]}\gamma$ für alle $\gamma\in\Gamma$.
- Aus $\Gamma\cup\{\varphi\}\Vdash\sigma$ folgt $A\Vdash_{ρ[x\rightarrow a]}\sigma$.
- Da $x\not\in FV(\sigma)$ erhalten wir $A\Vdash_ρ \sigma$.
- Da $A$ und $ρ$ beliebig waren mit $A\Vdash_ρ\gamma$ für alle $\gamma\in\Gamma$ haben wir also $\Gamma\Vdash\sigma$ gezeigt.
### $\exists$ -Einführung in math. Beweisen
Ein mathematischer Beweis einer Aussage „es gibt ein $x$, das $\varphi$ erfüllt“ sieht üblicherweise so aus: „betrachte dieses $t$ (hier ist Kreativität gefragt). Jetzt zeige ich, daß $t\varphi$ erfüllt (u.U. harte Arbeit). Also haben wir „es gibt ein $x$, das $\varphi$ erfüllt“ gezeigt. qed“
> $\exists$ -Einführung
>
> Sei die Substitution $[x:=t]$ für die Formel $\varphi$ zulässig.
> Sei weiter $D$ eine Deduktion mit Hypothesen in $\Gamma$ und Konklusion $\varphi[x:=t]$.
> Dann ist das folgende eine Deduktion mit Hypothesen in $\Gamma$ und Konklusion $\exists x\varphi:\frac{\varphi[x:=t]}{\exists x\varphi}$
>
> Bedingung: über keine Variable in $t$ wird in $\varphi$ quantifiziert
> Korrektheitslemma für das natürliche Schließen in der Prädikatenlogik
>
> Sei $\sigma$ eine Signatur, $\Gamma$ eine Menge von $\sum$-Formeln und $\varphi$ eine $\sigma$ -Formel.
> Sei weiter $D$ eine Deduktion mit Hypothesen in $\Gamma$ und Konklusion $\varphi$, die die Regeln des natürlichen Schließens der Aussagenlogik, (R), (GfG), ($\forall$-I), ($\forall$-E), ($\exists$ -E) und ($\exists$ -I) verwendet. Dann gilt $\Gamma\Vdash\varphi$.
Beweis: analog zu obigen Beweisen.
### Regeln des natürlichen Schließens (Erweiterung)
- ($R$): $\frac{}{t=t}$
- (GfG): $\frac{\varphi[x:=s] \quad\quad s=t}{\varphi[x:=t]}$ (über keine Variable aus $s$ oder $t$ wird in $\varphi$ quantifiziert)
- ($\forall$-I): $\frac{\varphi}{\forall x\varphi}$ (x nicht frei in Hypothesen)
- ($\forall$-E): $\frac{\forall x\varphi}{\varphi[x:=t]}$ (über keine Variable aus $t$ wird in $\varphi$ quantifiziert)
- ($\exists$-I): $\frac{\varphi [x:=t]}{\exists x\varphi}$ (über keine Variable aus $t$ wird in $\varphi$ quantifiziert)
- ($\exists$-I): $\frac{\exists x\varphi\quad\quad \sigma}{\sigma}$ ($x$ kommt in Hypothesen und $\sigma$ nicht frei vor)
> Definition
>
> Für eine Menge $\Gamma$ von $\sum$-Formeln und eine $\sum$-Formel $\varphi$ schreiben wir $\Gamma\vdash\varphi$ wenn es eine Deduktion gibt mit Hypothesen in $\Gamma$ und Konklusion $\varphi$. Wir sagen „$\varphi$ ist eine syntaktische Folgerung von $\Gamma$“.
> Eine Formel $\varphi$ ist ein Theorem, wenn $\varnothing\vdash\varphi$ gilt.
Bemerkung: $\Gamma\vdash\varphi$ sagt (zunächst) nichts über den Inhalt der Formeln in $\Gamma\cup\{\varphi\}$ aus, sondern nur über den Fakt, dass $\varphi$ mithilfe des natürlichen Schließens aus den Formeln aus $\Gamma$ hergeleitet werden kann.
Ebenso sagt „$\varphi$ ist Theorem“ nur, dass $\varphi$ abgeleitet werden kann, über „Wahrheit“ sagt dieser Begriff (zunächst) nichts aus.
Wir haben aber "en passant" das folgende gezeigt:
> Korrektheitssatz
>
> Für eine Menge von $\sum$-Formeln $\Gamma$ und eine $\sum$-Formel $\varphi$ gilt $\Gamma\vdash\varphi \Rightarrow \Gamma\Vdash\varphi$.
Beispiel: Seien $\varphi$ Formel und $x$ Variable. Dann gelten $\{\lnot\exists x\varphi\}\Vdash\forall x\lnot\varphi$ und $\{\forall x\lnot\varphi\}\Vdash\lnot\exists x\varphi$.
- Beweis: ![](Assets/Logik-korrekheitssatz.png)
Beispiel: Seien $\varphi$ Formel und $x$ Variable. Dann gelten $\{\lnot\forall x\varphi\}\Vdash \exists x\lnot\varphi$ und $\{\exists x\lnot\varphi\}\Vdash\lnot\forall x\varphi$.
- Beweis: ![](Assets/Logik-beispiel-korrekheitssatz.png)
## Vollständigkeit
Können wir durch mathematische Beweise zu allen korrekten Aussagen kommen?
Können wir durch das natürliche Schließen zu allen korrekten Aussagen kommen?
Existiert eine Menge $\Gamma$ von $\sum$-Formeln und eine $\sum$-Formel $\varphi$ mit $\Gamma\Vdash\varphi$ und $\Gamma\not\vdash\varphi$?
Frage: Gilt $\Gamma\Vdash\varphi \Rightarrow \Gamma\vdash\varphi$ bzw. $\varphi$ ist allgemeingültig $\Rightarrow\varphi$ ist Theorem?
Plan:
- z.z. ist $\Gamma\Vdash\varphi \Rightarrow \Gamma\vdash\varphi$.
- dies ist äquivalent zu $\Gamma\not\vdash\varphi \Rightarrow \Gamma\not\Vdash\varphi$.
- hierzu geht man folgendermaßen vor:
- $\Gamma\not\vdash\varphi$
- $\Leftrightarrow \Gamma\cup\{\lnot\varphi\}$ konsistent
- $\Rightarrow \exists\Delta\supseteq\Gamma\cup\{\lnot\varphi\}$ maximal konsistent
- $\Rightarrow \exists\Delta^+ \supseteq\Delta$ maximal konsistent mit Konkretisierung
- $\Rightarrow \Delta^+$ erfüllbar
- $\Rightarrow \Delta$ erfüllbar
- $\Rightarrow \Gamma\cup\{\lnot\varphi\}$ erfüllbar
- $\Leftrightarrow \Gamma\cup\{\lnot\varphi\}$
> Definition
>
> Eine Menge $\Delta$ von Formeln hat Konkretisierungen, wenn für alle $\exists x\varphi\in\Delta$ ein variablenloser Term $t$ existiert mit $\varphi[x:=t]\in\Delta$.
> Satz
>
> Sei $\Delta$ eine maximal konsistente Menge von $\sum$-Formeln. Dann existiert eine Signatur $\sum^+ \supseteq\sum$ und eine maximal konsistente Menge von $\sum^+$-Formeln mit Konkretisierungen, so dass $\Delta\subseteq\Delta^+$.
Beweis: Wir konstruieren induktiv Signaturen $\sum_n$, maximal konsistente Menge von $\sum_n$-Formeln $\Delta_n$ und konsistente Mengen von $\sum_{n+1}$-Formeln $\Delta_{n+1}$ mit
- $\sum =\sum_0 \subseteq\sum_1 \subseteq\sum_2...$ und
- $\Delta = \Delta_0 \subseteq \Delta_1 \subseteq\Delta_1 \subseteq\Delta_2...$
und setzen dann
- $\sum^+ =\bigcup_{n\geq 0} \sum_n$ und $\Delta^+ = \bigcup_{n\geq 0} \Delta_n$
1. IA: $\sum_0 := \sum$ , $\Delta_0:=\Delta$
2. IV: Sei $n\geq 0$ und $\Delta_n$ maximal konsistente Menge von $\sum_n$-Formeln. $\psi=\exists x\varphi$, ein „neues“ Konstantensymbol $c_{\psi}$
3. IS: $\sum_{n+1}$: alle Symbole aus $\sum_n$ und, für jede Formel $\psi\in\Delta_n$ der Form $\Delta_{n+1}:= \Delta_n\cup\{\varphi[x:=c_{\psi}]|\psi=\exists x\varphi\in\Delta_n\}$
- ohne Beweis: $\Delta_{n+1}$ ist konsistent
- Idee: Ist $\varphi$ $\sum_n$-Formel mit $\Delta_{n+1}\vdash\varphi$, so gilt $\Delta_n\vdash\varphi$.
- Konsistenz von $\Delta_{n+1}$ folgt mit $\varphi=\bot$
- Analog zum Satz aus Vorlesung 4 existiert $\Delta_{n+1}\supseteq \Delta'_{n+1}$ maximal konsistent
- Damit ist die Konstruktion der Signaturen $\sum_n$ und der maximal konsistenten Mengen $\Delta_n$ von $\sum_n$-Formeln abgeschlossen.
- noch z.z.: $\Delta^+$ hat Konkretisierungen und ist maximal konsistent
- $\Delta^+$ hat Konkretisierungen: Sei $\psi=\exists x\varphi\in\Delta^+$
- $\Rightarrow$ es gibt $n\geq 0$ mit $\psi\in\Delta_n$
- $\Rightarrow \varphi[x:=c_{\psi}]\in\Delta_{n+1}\subseteq \Delta_{n+1}\subseteq\Delta^+$.
- Konsistenz: (indirekt) angenommen, $\Delta^+\vdash\bot$
- Da jede Deduktion endlich ist, existiert $\Gamma\subseteq\Delta^+$ endlich mit $\Gamma\vdash\bot$.
- $\Rightarrow$ es gibt $n\geq 0$ mit $\Gamma\subseteq\Delta_n$
- $\Rightarrow \Delta_n\vdash\bot$ - im Widerspruch zur Konsistenz von $\Delta_n$.
- maximale Konsistenz: (indirekt) angenommen, $\Delta^+$ ist nicht maximal konsistent
- $\Rightarrow$ es gibt $\Gamma\not\subseteq\Delta^+$ konsistent
- $\Rightarrow$ es gibt $\varphi\in\Gamma\backslash\Delta^+$
- $\Rightarrow$ $\Delta^+\cup\{\varphi\}\subseteq\Gamma$ konsistent
- $\varphi$ ist $\sum^+$-Formel $\Rightarrow$ es gibt $n\geq 0$, so dass $\varphi$ eine $\sum_n$-Formel ist.
- $\Delta_n$ maximal konsistente Menge von $\sum_n$-Formeln
- $\Rightarrow$ $\varphi\in\Delta_n\subseteq\Delta^+$ oder $\lnot\varphi\in\Delta_n\subseteq\Delta^+$
- $\Rightarrow$ $\lnot\varphi\in\Delta^+\subseteq\Gamma$
- Also $\varphi,\lnot\varphi\in\Gamma$, im Widerspruch zur Konsistenz von $\Gamma$.
> Satz
>
> Sei $\Delta^+$ maximal konsistente Menge von $\sum^+$-Formeln mit Konkretisierungen. Dann ist $\Delta^+$ erfüllbar.
Beweisidee: Sei $T$ die Menge der variablenlosen $\sum^+$-Terme. Auf $T$ definieren wir eine Äquivalenzrelation $$ durch $st\Leftrightarrow \Delta^+\vdash(s=t)\Leftrightarrow (s=t)\in\Delta^+$
Sei $A$ die folgende $\sum^+$-Struktur:
- $U_A:=T/$ ist die Menge der $$-Äquivalenzklassen
- $R^A=\{([t_1],...,[t_k])|t_1 ,...,t_k\in T,R(t_1,...,t_k)\in\Delta^+\}$ für alle Relationssymbole R aus $\sum^+$
- $f^A([t_1],...,[t_k]) = [f(t_1,...,t_k)]$ für alle $t_1,...,t_k\in T$ und alle Funktionssymbole $f$ aus $\sum^+$ (Bemerkung: dies ist wohldefiniert)
Dann gilt tatsächlich $A\Vdash\Delta^+$.
> Satz: Vollständigkeitssatz der Prädikatenlogik
>
> Sei $\Gamma$ eine Menge von $\sum$-Formeln und $\varphi$ eine $\sum$-Formel. Dann gilt $\Gamma\Vdash\varphi \Rightarrow \Gamma\vdash\varphi$.
> Insbesondere ist jede allgemeingültige Formel ein Theorem.
Beweis:indirekt
- $\Gamma\not\vdash\varphi$
- $\Gamma\cup\{\lnot\varphi\}$ konsistent
- $\Gamma\cup\{\lnot\varphi\}$ erfüllbar
- $\exists\Delta\supseteq\Gamma\cup\{\lnot\varphi\}$ maximal konsistent
- $\exists\Delta^+\supseteq\Delta$ maximal konsistent mit Konkretisierungen
- $\Delta^+$ erfüllbar
- $\Delta$ erfüllbar
- $\Gamma\not\Vdash\varphi$
Bemerkung
- Dieser Satz ist (im wesentlichen) der berühmte Gödelsche Vollständigkeitssatz von 1930.
- Der obige Beweis wurde von Leon Henkin 1949 veröffentlicht.
Wir haben gleichzeitig gezeigt:
> Satz
>
> Sei $\Gamma$ höchstens abzählbar unendliche und konsistente Menge von Formeln. Dann hat $\Gamma$ ein höchstens abzählbar unendliches Modell.
Beweis: $\Gamma$ konsistent heißt $\Gamma\not\vdash\bot$. Obiger Beweis gibt ein Modell $A$ von $\Gamma\cup\{\lnot\bot\}$ an. Wir zeigen, dass diese Struktur $A$ höchstens abzählbar unendlich ist:
- Sei $\sum$ Signatur der Relations- und Funktionssymbole aus $\Gamma$.
- $|\Gamma|\leq \mathbb{N}_0 \Rightarrow |\sum|\leq \mathbb{N}_0$
- $\Rightarrow |\sum_n|\leq \mathbb{N}_0$ und $|\Delta_n|\leq \mathbb{N}_0$ für alle $n\geq 0$
- $\Rightarrow |\sum^+|,|\Delta^+| \leq\mathbb{N}_0$
- $\Rightarrow |T| \leq\mathbb{N}_0$
- $\Rightarrow A$ hat $\leq\mathbb{N}_0$ viele Elemente
- $\Rightarrow \Gamma\cup\{\lnot\bot\}$ hat ein höchstens abzählbar unendliches Modell
- $\Rightarrow \Gamma$ hat ein höchstens abzählbar unendliches Modell